Das Altarprojekt

Die Idee
Die Herausforderung
Die Ausschreibung
Die Künstler*innen
– Philipp Fürhofer
– Werner Mally
– Sabine Straub
– Matthias Zágon Hohl-Stein
Die Jury
– Christian Bonnet
– Dagmar Budnick
– Jana Debrodt
– Dr. Wera Groß
– Bernd Janowski
– Hannes Langbein
– Christhard-Georg Neubert
-Christian Uhlig
Der Informationstag für Bürger Altkünkendorfs am 15. August 2021
Die Entscheidung der Jury vom 27. August 2021
Die Umsetzung
– Finanzierung
– Vorbereitende Arbeiten
– Produktion
Anlieferung des Altars
Festgottesdienst mit Altarübergabe am 10. April 2023

Die Idee

Zehn Jahre nach Abschluss der Sanierungsarbeiten in der Dorfkirche Altkünkendorf Kirche kam 2012 im Förderverein der Gedanke auf, dass die Kirche einen Altar haben sollte, da bisher nur ein einfacher Holztisch für Gottesdienste genutzt wurde. Des Weiteren war der Förderverein daran interessierte, bei der Organisation Kirche ein stärkeres Interesse für die alte Dorfkirche in Altkünkendorf zu wecken. Dies war ganz im Sinne des Drei-Säulen-Konzeptes des Fördervereins.
Die Idee eines neuen künstlerischen Altars fanden auch die beiden Pfarrer Werdin und Schuchmilski die mit dem Förderverein zusammenarbeiteten, großartig.Es begann ein Prozess des freien Gedankenspiels darüber, wie der Altar aussehen und was er darstellen sollte. Der ortsansässige Steinbildhauer Joachim Karbe, der auch schon mehrere Hartsteinsymposiums in Angermünde organisiert hatte und dessen Werke nicht nur in der Uckermark zu finden sind, beteiligte sich rege an der Ideenfindung und der Förderverein plante Joachim Karbe mit dem Bau des Altars zu beauftragen. Zu Beginn wurde von einer figürlichen Darstellung eines biblischen Themas auf einem großen Findling ausgegangen, wie beispielsweise „das Abendmahl als Weg zur Versöhnung“. Es flossen aber auch schon damals Bilder über die Natur in die Überlegungen ein, da gerade der Buchenwald Grumsin von der UNESCO in die Liste der Weltnatur Erbe Stätten aufgenommen worden war. Bilder wie der Wald als Ort der Heilung und Bäume mit Vögeln als Symbol für das Paradies auf Erden wurden angedacht
Doch schnell wurde deutlich, dass es so, wie der Förderverein es vorsah, nämlich mit Joachim Karbe Ideen entwickeln, Geld sammeln und dann Joachim Karbe beauftragen, die Realisierung nicht umgesetzt werden konnte. Es mussten natürlich die Vorgaben der evangelischen Landeskirche berücksichtigt werden, die darin bestanden, dass zum Aufstellen eines Kunstobjektes in der Kirche unbedingt ein künstlerischer Wettbewerb ausgelobt werden muss und das der Kunstbeauftrage der evangelischen Landeskirche eingebunden sein muss. Dies Vorgaben waren letztlich extrem hilfreich und haben zum Erfolg des Projektes beigetragen, denn es begann eine eine wunderbare Zusammenarbeit mit Christhard-Georg Neubert, dem damaligen Kunstbeauftragten der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und heutigen Vorstandsvorsitzende der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg, der unsere Idee prima fand und uns über die vielen Jahre immer wieder unterstützte. Er erläuterte, dass die Kirche nur solche Werke in ihren Gebäuden aufstellen lasse, die ihre Strahlkraft auch in 100 oder 200 Jahren noch entfalten können, also im wahrsten Sinne modern sein sollen. Somit begann der Förderverein neu zu denken. Im Ergebnis sollte der Altar ein gleichermaßen christliches wie weltliches Thema zum Ausdruck bringen: “Gottes Schöpfung bewahren – Naturschutz“. Durch seine künstlerische Ausdruckskraft sollte er in der Dorfkirche die Aufmerksamkeit der Besucher wecken, Nachdenklichkeit bewirken und die Möglichkeit eröffnen, mit interessierten Besuchern des Weltnaturerbes auch über ein Kunstwerk religiösen und nichtreligiösen Perspektiven ins Gespräch über das Thema des Bewahrens der Schöpfung zu kommen, also miteinander zu sprechen und sich auszutauschen. .

Des Weiteren wurde durch die Beratung mit Christhard Neubert immer deutlicher, dass eine figürliche Darstellung, wie sie dem Förderverein ursprünglich vorschwebte, nicht in Frage kam.
Die Herausforderung

Der Förderverein stand nach den Beratungen durch den Kunstbeauftragten, Pfarrer Neubert, vor enormen Herausforderungen: Er musste zunächst Geld beschaffen, um einen künstlerischen Wettbewerb zu organisieren und zu finanzieren und sicher sein, dass er das Kunstwerk auch würde bezahlen können. Das Einsammeln von Spenden ist gerade für Unerfahrene, wie der Förderverein es war, ein mühsames Geschäft.

Im Jahr 2014 griff die Mutlosigkeit unter den Vereinsmitgliedern Raum und der eine oder die Andere dachte laut darüber nach von dem Projekt Abstand zu nehmen. Es wurden auch Fragen nach den finanziellen Belastungen, die auf die Vereinsmitglieder zu kommen könnten, immer lauter. Denn es war allen bewusst, dass der Förderverein in Summe in diesem Projekt ca. 30.000,- € zu finanzieren hatte. Dies für einen Verein, dessen Mitgliederzahl unter 20 lag, die 10,- € Jahresgebühr zahlten. In dieser Zeit war es ein glücklicher Umstand, dass der Vereinsvorsitzender Hans-Jürgen Bewer war, der ungebrochenen Optimismus versprühte und alle Vereinsmitglieder aufforderte in einer Vereinssitzung Farbe zu bekennen, in dem er fragte, wer das Altarprojekt weiter unterstützen möchte und dafür ist, dass der Verein alle notwendigen Aktivitäten entfaltet, um einen Altar für unsere Kirche zu bekommen. Von den anwesenden Mitgliedern enthielten sich nur zwei der Stimme, alle anderen stimmten für die Fortsetzung des Projekts. Also ging es weiter und wurde in den folgenden Jahren auch nicht mehr in Frage gestellt.

Diese Auseinandersetzung innerhalb des Fördervereins war unbedingt notwendig, da dadurch ein für alle mal Klarheit geschaffen wurde, dass es keine Frage mehr war, ob sondern nur noch die Fragen wie und wann relevant waren.
Die Ausschreibung

Da die Evangelische Landeskirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz (EKBO) als Eigentümerin der Kirche auf die Notwendigkeit eines Künstlerwettbewerbs hinwies, bevor ein Kunst- oder Sakral-Objekt dauerhaft in eine Kirche eingebracht werden darf, entschied sich der Förderverein, trotz des damit verbundenen zusätzlichen Aufwands, einen geschlossenen Kunstwettbewerb auszuschreiben. Grund für die Entscheidung, zwar einen Wettbewerb auszuloben, diesen aber auf einen kleinen Kreis von Künstlern zu beschränken war der Gedanke, die Arbeit aller eingereichten Entwürfe zu entlohnen. Angesichts beschränkter Mittel hätte der Förderverein bei einer offenen Ausschreibung, diesen Anspruch an sich, den Künstlern für ihre Arbeit auch schon bei Entwürfen Respekt zu zollen, nicht erfüllen können. Rücksprache mit der Organisation, die bildende Künstler vertritt, hatte zudem ergeben, dass mit über hundert Teilnehmern einer offenen Ausschreibung zu rechnen sei. Solch eine Menge hätte der Förderverein organisatorisch nicht bewältigen können. Auch dies sprach für eine geschlossene Ausschreibung.

Der Ausschreibungstext wurde sodann vom Förderverein mit sehr hilfreicher Unterstützung des damaligen Kunstbeauftragten der EKBO, Christhard-Georg Neubert, ausgearbeitet und versandt.
Die Künstler*innen

Es wurden Künstler, die entweder von der künstlerischen Leitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) genannt worden sind oder durch außergewöhnliche, größtenteils auch sakrale Objekte aufgefallen sind, angefragt, ob sie an dem Wettbewerb teilnehmen.

Teilgenommen haben dann

Philipp Fürhofer

Philipp Fürhofer arbeitet als bildender Künstler sowie als Bühnen- und Kostümdesigner.
Seine Arbeiten wurden national und international, u.a. in Frankfurt, München, Mailand, Paris und Hongkong ausgestellt. Er war u.a. an den Opernhäusern in Amsterdam, London, Glynddebourne, Luzern, Bern oder Darmstadt engagiert und gestaltete auch das Bühnenbild für den „Hamlet“ am Königlichen Theater in Kopenhagen.

Die künstlerische Arbeit Philipp Fürhofers (geboren 1982 in Augsburg) vereint mehrere Disziplinen wie Malerei, Skulptur, Installation und Bühnenbild. Thierry Loriot schreibt über den Künstler: „Seine Werke zeichnen sich durch eine einzigartige Bildsprache aus, die heutige Materialien mit teils historischen Motiven assoziativ verknüpft und in einen zeitgenössischen Kontext bringt. Seine Leuchtkästen, die teilweise mit readymade-ähnlichen Alltags- und Abfallprodukten gefüllt sind, entwickeln in der Kombination mit Licht und Malerei neue Formen und simulieren virtuelle Realitäten. Er benutzt oftmals Leuchtmittel wie Glühbirnen oder LED-Röhren, die zusammen mit Spionspiegeln im Wechselspiel des Lichts unterschiedliche Motive sichtbar machen. Die Malerei auf der Oberfläche verwandelt sich in scheinbar unendliche Welten in der Tiefe, von körperlichen Introspektiven zu Landschaften, von Brustkörben zu Wäldern, in denen Mensch und Natur koexistieren können.“

Dies ist der Grund, weshalb Philipp Fürhofer für diesen Wettbewerb eingeladen wurde. Das Thema des neu zu schaffenden Altars „Gottes Schöpfung bewahren“ deutet auf diese Fragilität des Menschen und seiner Umwelt hin. Von Philipp Fürhofer erwartete das Projektteam der Wettbewerbsausschreibung, dass er etwas vorstellen wird, was mit tradierten Sehgewohnheiten zum Thema Altar bricht und auf diese Weise den Besucher sowohl beeindruckt als auch weiterführt und den Gast der Kirche zur lebendigen Auseinandersetzung mit dem Thema „Gottes Schöpfung bewahren“ anregt.

Wer sich eingehender mit den Werken von Philipp Fürhofer beschäftigen will, der sei auf die Bücher „Philipp Fürhofer: Diasphere“ von A. Beitin und M. Gisbourne oder „Philipp Fürhofer“, herausgegeben von Thierry-Maxime Loriot verwiesen. Einen Überblick über Philipp Fürhofers Schaffen bekommt der Interessierte auf seiner Website http://www.philippfuerhofer.de/.
Bilder zum eingereichten Entwurf sind unten zu finden. Zu diesen Bildern schreibt Philipp Fürhoffer an die Organisatoren des Wettbewerbs:

Im Zentrum meines Entwurfes stehen zwei verspiegelte Balken, die sich mittig überlappen und somit den Altarraum als ein schwebendes, reflektierendes Kreuz überspannen. Es scheint sowohl im Prozess des Fallens aber gleichzeitig auch seiner Aufrichtung zu sein. Der Längsbalken des Kreuzes reflektiert hauptsächlich die bestehenden (Bunt-)glasfenster der Apsis, den außenliegenden Himmel sowie das Tageslicht und trägt dieses als natürliche Lichtquelle weit in den Kirchraum hinein. Die vom Betrachterstandpunkt im Kirchenraum aus maßgeblich sichtbare Seite des Querbalkens reflektiert das Kircheninnere und – je nach Betrachterposition- auch die Besucher selbst. Es wird dadurch zu einem partizipativen Altarobjekt, das vor allem im Erschreiten der Kirche seine Vielzahl an Perspektiven und Reflexionsmöglichkeiten offenlegt. Die Betrachterin wird somit maßgeblicher Bestandteil des Altares und seiner Wirkkraft. Diese zwei Balken beschreiben auch die beiden Angelpunkte meines Konzepts: „Gottes Schöpfung“ (stellvertretend hierfür die von außen in den Kirchenraum hineinscheinende Natur, das „göttliche“ Licht, der Himmel) auf der einen Seite und die Reaktion/Position des Menschen im Kirchenraum selbst andererseits, seine Verantwortung, mit dieser Schöpfung umzugehen. Das direkt auf die Mauer gemalte Zitat aus dem biblischen Schöpfungsbericht „Und Gott sprach: Es werde…“ ist oberhalb der ursprünglich für Predigten benutzten Kanzel positioniert und verweist auf alles nachfolgende, die gesamte Schöpfung, gleichzeitig aber auch das Leiden Christi am Kreuz. Die Selbst-Reflexion in den Altar hinein entlässt die Kirchengemeinde nie aus der eigenen Verantwortung, es entsteht ein Angebot der sinnlichen Bewusstwerdung, Teil dieser Schöpfung zu sein, aber auch Teil ihrer möglichen Zerstörung oder Vernichtung. Als zusätzliches Gestaltungselement wurde die halbrund verlaufende Mauer der Apsis in einem Farbverlauf behandelt, der zunächst die dunkelgraue Färbung der noch vorhandenen Sitzreihen und Kanzel aufgreift und dann nach oben hin immer heller und lichter wird. Dies verstärkt einerseits den Effekt des scheinbaren Schwebens des Kreuzes, andererseits bringt es nochmal den weltlichen Ausgangspunkt der Kirchengemeinde direkt in den zentralen Bereich der Kirche, den Altar.

Material/Technische Umsetzung:
Das Kreuz ist neben einer Metallunterkonstruktion mit extrem unempfindlichem und pflegeleichtem poliertem Edelstahl überzogen. Gegenüber normalen Glasspiegeln ist ein wichtiger Vorteil die Möglichkeit der absolut nahtlosen und stoßfreien Verarbeitung, das Kreuz wird neben den vier Außenkanten der Balken keine weiteren Arbeitsspuren aufweisen, da alle Befestigungen/Verschraubungen auf der Unterseite stattfinden und somit unsichtbar bleiben. Auch die bisher geplanten drei Verankerungen des Kreuzes am vorhandenen historischen Mauerwerk werden für den Betrachter unsichtbar sein, die drei Eingriffe/Bohrungen ins historische Mauerwerk werden so dezent und sensibel als möglich erfolgen. Die komplette technische Planung und Durchführung des Projektes gedenke ich mit Maxim Lachmann und Marcello Kaiser zu realisieren, zwei sehr erfahrenen Technikern, mit denen ich langjährige Erfahrung im Erstellen individueller, komplexer und künstlerisch anspruchsvoller Objekte habe. Lediglich die Malerarbeiten in der Apsis müssten an einen ortsansässigen Malerbetrieb vergeben werden.

Nutzung/Blick in die Zukunft:
In Anbetracht dessen, dass der Kirchenraum heutzutage nur noch sehr selten in seiner ursprünglichen Sinngebung als Ort für Gottesdienste genutzt wird und vielmehr als Mehrzweckraum für diverse Veranstaltungen dient, erschien es mir für diesen speziellen Ort wenig zukunftsweisend, einen „klassischen“ Altartisch zu entwerfen, der sowieso kaum Verwendung fände. Vielmehr ist mir die Schaffung eines prägnanten Symbols wichtig, sowohl für regelmäßig wiederkehrende Gemeindemitglieder, aber auch für die zahlreichen Tagesbesucherinnen oder Touristen, die womöglich völlig unvorbereitet in den Kirchenraum hineinspähen, aber sofort durch einen strahlkräftigen und fesselnden Entwurf die Einzigartigkeit des Ortes und umgebenden Grumsin erspüren können. Der Altar soll eine sinnlich einprägsame wie künstlerisch vielseitige Aussage erhalten, die möglichst lange in Erinnerung mit dem Ort verknüpft wird.


Werner Mally

Werner Mally ist einer der eingeladenen Künstler und vielen Berlinern noch aus der Kontroverse um den doppelten Luther aus dem Jahr 2016 bekannt.
Die Kunstkritikerin Frau Dr. Dorothée Bauerle-Willert schrieb 2016: „In seinem bildhauerischen Werk untersucht Werner Mally grundsätzliche plastische Fragestellungen und Verhältnisse. Seine Arbeiten sind skulpturale Denkfiguren, in denen es immer darum geht, das Zusammen- und Gegenspiel von Material und Raum, Form und Ort, Weg und Zeit zu (er)fassen. Zugleich tasten seine Skulpturen auch die Spanne komplementärer Begriffspaare ab, die für die Kunst seit dem 20. Jahrhundert fundamental geworden sind: Figur/Raum, Volumen/Leere, Schwere/Leichtigkeit, horizontal/vertikal, stabil/labil. Dieserart treibt Werner Mallys Werk die Frage nach der Kunst an sich voran – auf künstlerische Art und Weise, auch durch die Visualisierung und Untersuchung der Eigenschaften des jeweils verwendeten Materials als einer der thematischen Konstanten der zeitgenössischen Skulptur.“

Mit diesem Ansatz errang Werner Mally nicht nur viele Preise, wie 1999 den Kunstpreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, er stellt auch weltweit aus, wie 2018 bei dem Mikulov-Art-Symposium in der Tschechischen Republik oder schon 1997 im Shadong Museum in China, und gestaltet auch Predigerseminarräume in Wittenberg und sakrale Räume wie für St. Peter und Paul, der Klosterkirche Beuerberg.

Ein weiterer Aspekt der Arbeit von Werner Mally ist die Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft, die er vor allem in seinem „Kunst am Bau“-Wettbewerbsbeitrag am Garchinger Forschungscampus 2017 zeigte, mit dem er diesen Wettbewerb gewann (SZ Magazin 2017) .

Eingeladen zum Wettbewerb für den Altar der Dorfkirche Altkünkendorf wurde Werner Mally, weil die Auslober des Wettbewerbs von ihm eine innovative Kombination von sakraler Kunst (Altar), Raumgestaltung (Apsis) und Wissenschaft (Schöpfung, Leben, Mensch in der Natur) erwarteten, die das Thema des Altars „Gottes Schöpfung bewahren“ künstlerisch umsetzt.

Wer mehr über den Künstler Werner Mally erfahren möchte, betrachte das Video Werner Mally Werkreihe 3107 oder studiere Werner Mallys Webseite http://www.wernermally.de/.

Bilder zum eingereichten Entwurf sind unten zu finden. Zu dem Entwurf schreibt Werner Mally :


Sabine Straub

Das evangelische Sonntagsblatt schrieb 2016 folgendes über Sabine Straub: „Straub ging nach ihrem Abitur in Regensburg an die Universität der Künste in Wien, verbrachte ein Auslandssemester in London und ging ab 1988 auf die Hochschule für Gestaltung in Pforzheim, ehe sie 1991 ihr Diplom abschloss. Seitdem führten sie Stipendien nach Frankreich und in die USA, sie gewann den Debütanten-Preis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie den Förderpreis der Kulturstiftung Annelies und Gerhard Derriks.“

Sie gewann nicht nur verschiedene Preise, sondern schuf einzigartige Objekte für den öffentlichen Raum wie den Bücherstapel vor dem Wilhelm-von-Siemens Gymnasium in Berlin oder das Full House vor dem Ziviljustizzentrum in Würzburg.

Eingeladen wurde Sabine Straub jedoch, weil sie seit 2008 an Projekten in sakralen Räumen arbeitet und dabei neben liturgischen Ausstattungen (Altar, Ambo, Tauforte, Kreuze etc.) ganze Raumkonzeptionen für die protestantische wie auch die katholische Kirche entwickelt. Ihre Entwürfe sind oft abstrakte, geometrische Körper in Metall oder anderen Materialen, die sich in harmonischer Weise dem architektonischen Kontext und dem kunsthistorischem oder spirituellem Kontext anpassen. Ihre Motivation ist jeweils die Mittelpunkte der Liturgie neu und zeitgenössisch zu interpretieren und gleichzeitig dem vorgefundenen Raum Rechnung zu tragen. Dies hat sie in Objekten wie der Herz Jesus Kirche in Ludwigsthal oder der St. Paulus Kirche in Balingen Frommern gezeigt, wie man auf ihrer Webseite http://www.sabinestraub.com sehen kann.

Das Projektteam für die Wettbewerbsausschreibung hat die Künstlerin Sabine Straub eingeladen, weil wir auf Grund ihrer bisherigen Werke von ihr erwarteten, dass ihr Entwurf ein überraschender, den Betrachter unmittelbar provozierender, aber letztlich zum Kerngedanken „Gottes Schöpfung bewahren“ führender sein wird.
Die Werke von Sabine Straub sind auf ihrer Webseite zu studieren: http://www.sabinestraub.de.
Bilder zum eingereichten Entwurf sind unten zu finden. Zu diesen Bildern schreibt Sabine Straub:

Seit über 700 Jahren behauptet sich die ursprüngliche Felssteinkirche, immer wieder umgebaut und renoviert, als weithin sichtbares Zeichen in der Anfahrt auf Altkünkendorf. Das benachbarte Weltkulturerbe Grumsin ist Teil eines der größten zusammenhängenden Tieflandbuchenwälder der Erde. Er entwickelt sich kontinuierlich zurück zu einem Ur-Wald. Als basenreicher Laubwald bietet er nicht nur Lebensraum für eine Unzahl an Kleinstlebewesen bis hin zu Seeadler und Schwarzstorch und leistet auch einen wichtigen Beitrag gegen die zunehmende Versauerung der Böden. Auf eiszeitlichen Sanden und Lehmen gegründet, finden wir seltene Moorarten und Habitate für seltene Tier- und Pflanzenarten. Kurz, er ist ein Biotop von überregionaler Bedeutung und Anziehungskraft.

Deshalb soll das Motto “Gottes Schöpfung bewahren” als Botschaft über dem neuen Altar für die Dorfkirche stehen. Die Kirche ist der Ausgangspunkt von Ausflügen in den Grumsin, der Kirchturm wird als Aussichtsturm genutzt und der Innenraum sowohl als Veranstaltungsort, Gotteshaus und Konzertsaal. Deshalb ist der Fokus des Entwurfs neben der liturgischen Bedeutung auch auf dem Bezug zum Weltnaturerbe Grumsin zu sehen.
In meinem Entwurf verwende ich den einfachsten und ursprünglichsten Werkstoff, den wir kennen – nämlich Lehm. Ein Material das, dem Boden entnommen, genauso wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden kann.
Lehm als Baumaterial, als gebrannter oder ungebrannter Lehmziegel, als Material für Figuren und Gefäße begleitet die Menschheit seit jeher. Bei archäologischen Untersuchungen sind Terracotta- und Scherbenfunde wichtige Indizien für Siedlungs- oder Grabfunde. Aus ihrer spezifischen Zusammensetzung lassen sich Herkunft, Handelswege und manch andere Zusammenhänge ableiten.

Auch in der Bibel wird immer wieder auf das Material Lehm bzw. Erde verwiesen. 1.Mose 2:7 Und Gott der HERR machte den Menschen aus einem Erdenkloß, uns blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele. Als Baumaterial für den Turmbau zu Babel, wie auch als Endprodukt unser aller Dasein. „Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren“ (1. Mo 2,7; 3,19) ist Erde, als Substrat unseres Bodens existenziell. Ja, man kann sagen, dass sie nicht nur unser physisches Fundament ist, sondern die Grundsubstanz, die uns alle vereint. Jesaja 64:8 Aber nun, HERR, du bist unser Vater; wir sind der Ton, du bist der Töpfer; und wir alle sind deiner Hände Werk.

Vor diesem Hintergrund verwende ich für den neuen Altar in Altkünkendorf Erde, Sande und Kiese aus der Umgebung. Diese lokalen Materialien werden durch menschliche Arbeit, durch Handwerk veredelt, (gestampft und verdichtet). So entsteht aus dem amorphen Naturmaterial eine definierte, kompakte Form. Das sechseckige Prisma gibt es sowohl als Naturform, z.B. bei Basaltgestein oder Bienenwaben, wie auch in situ bei den Raumkanten des Chorraums der Kirche oder den Fliesen des Bodenbelags.

Die Farbigkeit und die Textur des Altars entstehen im Prozess der Fertigung, in der Auswahl der Materialien und Zuschläge.

In eine sechseckige Schalung als Hohlform werden nach und nach kleine Chargen von getrocknetem, gemahlenem Lehm mit geringem Feuchtigkeitsgehalt eingebracht und pneumatisch verdichtet. Die Schichten sind zwischen 5 und 6 cm hoch und werden durch das Stampfen zu einer festen Masse verpresst. Feine Linien aus unterschiedlich gefärbten Sanden akzentuieren die Schichten, ein zartes Streifenmuster entsteht. Die Mittelzone des Altars ziert ein deutlich ablesbares Band aus unterschiedlichen Farbschattierungen durch die Einstreuung von Pigmenten, Asche und größeren Partikeln – wie Kieseln und Steinen.

Diese Zone kann man als Landschaft, als Darstellung von bewaldeten Hügelketten mit Wolkenformationen oder Wasserflächen interpretieren, als abstrakte Farbkomposition oder als Sedimentschnitt. Bei archäologischen Ausgrabungen sind es die Bodenschnitte vertikal zum Aushub der Grabungsstelle, die uns Aufschluss über die Besiedlung geben. Schwarze Zwischenschichten sind Indizien für Herdstellen oder Brände, eine hohe Dichte von Scherben und Knochenfunden deutet auf Abfallgruben hin. So kann man aus der Abfolge der Schichten die Phasen von bewohnten zu unbewohnten Perioden unterscheiden. Wer diese Bilder lesen kann, ist in der Lage, aus der Abfolge der Farben und Texturen die Geschichte des Orts zu rekonstruieren.
Und so soll uns der Altar nicht zuletzt an die Schönheit der Schöpfung erinnern und uns motivieren sorgsam und nachhaltig mit ihr umzugehen.

Technisches

Der Altar wird möglichst mit lokalem Material aus Altkünkendorf und Umgebung bei der Firma lehmtonerde gefertigt.

Die Fertigung muss man sich ähnlich wie bei Stampfbeton vorstellen – in einer Schalung wird in mehreren Schichten ein Körper aufgeschüttet, der beim Stampflehm mit großem Druck verdichtet wird. Der Prozess zieht sich über mehrere Tage hin. Das vorliegende Muster ist von Hand gestampft und deshalb nicht so verdichtet wie später das Original.

Der Altar steht auf einer zurückgesetzten Sockelzone aus Stahl – so schwebt er scheinbar im Raum – der dunkle Stahl tritt optisch und konstruktiv zurück, die Stahlkante bietet einen wirksamen Schutz vor Stößen. Die Ausführung in Cortenstahl ist denkbar.

Bei der Fertigung wird auf einen Stahlunterkonstruktion von 10 cm Höhe ein sechseckiger Ring mit einer Wandstärke von ca. 16 cm als Hohlkörper aufgebaut. Die Stahlschalung wird von der Firma lehmtonerde auf Maß gefertigt. Ein Innenring von 54 cm Durchmesser reduziert das Endgewicht des Altars auf ca. 1000 kg. Der so entstehende Hohlraum unterstützt das Durchtrocknen.

Auf der Gesamthöhe von ca. 80 cm vom Boden wird innenliegend eine Stahlplatte eingearbeitet. So kann die Altarplatte als nahtlose Fläche, ca.15 cm stark, aufgebaut werden – siehe technische Zeichnung. Sie wird fein geschliffen und poliert – siehe Materialmuster. Stein- und Sandpartikel bilden eine gemusterte Fläche wie Terrazzo.

Das Material Stampflehm ist nachhaltig, robust und wird ganz ohne Zusätze verarbeitet. Die Oberfläche kann geschliffen und poliert werden (Altarplatte) oder glatt mit feinen Querrillen, je nach Feinheit der eingestreuten Sande. Die Stahlschalung und das Verdichten erzeugen auch an den Seitenflächen sehr glatte Qualitäten.
Der Altar wird in einem Stück fertig geliefert und kann entweder mit einer Hebebühne, einem Stapler oder Traktor abgeladen werden und mit einem Hubwagen in die Kirche verbracht werden. Zum Setzen wird ein transportabler Portalkrans benötigt.

Ich stelle mir vor dass im Chorraum auf den Teppichboden verzichtet wird, so dass der Ziegelboden sichtbar ist. Die Intarsie, die die Position des alten Altars abbildet bleibt sichtbar, der neue Altar steht etwas weiter ins Kirchenschiff gerückt davor, die genaue Position wird erst bei der Montage festgelegt.


Matthias Zágon Hohl-Stein

Die märkische Oderzeitung beginnt 2013 einen Bericht über Matthias Zágon Hohl-Stein mit den Worten: „Das fromme Kind, nun in einer alten Pfarrei im christlichen Umfeld zu Hause, hört von der Großtante Geschichten über das Mittelalter und aus der Mythologie. „Das war mein Urknall“, sagt er heute und meint die Themenfindung für sein künstlerisches Werk. Ob die riesige Stahlskulptur des Parzival an der Uferpromenade von Neuruppin oder die Holzplastik des Leviathan, des Seeungeheuers – oft setzt Zágon Hohl-Stein Bezüge zu christlichen oder mythologischen Themen.“ Doch auch politische Themen hat Zágon Hohl-Stein bearbeitet, wie sein Bild „Der Schmerz“ aus dem Jahr 1981 zeigt.

Aufmerksam wurde das Projektteam auf Matthias Zágon Hohl-Stein durch den von ihm geschaffenen Altar in der Friedenskirche der Stephanus-Stiftung in Berlin Weißensee. Dort ist Zágon Hohl-Stein ein Kunstwerk gelungen, welches das einfallende Licht und den hellen Raum mit etwas Stahl und viel kanadischer Fichte so verbindet, dass es den Kirchenbesucher andächtig staunend lässt.

Das Projektteam hat Matthias Zágon Hohl-Stein zum Wettbewerb eingeladen, weil er mit seinen Verbindungen von christlichen und mythologischen Themen geradezu in idealer Weise zum Thema „Gottes Schöpfung bewahren“ in Altkünkendorf passt. Konkret bezieht sich das Bewahren der Schöpfung in Altkünkendorf auf den Erhalt der hier vorhandenen Wälder. Welche mythologische Bedeutung der Wald haben kann hat, wurde schon 1844 von Jacob Grimm in seinem Werk Deutsche Mythologie erläutert.

Das Projektteam erwartete von Matthias Zágon Hohl-Stein, dass er für die Dorfkirche Altkünkendorf ein Werk entwerfen kann, das den Besucher der Kirche ebenso ergreift wie sein Altar in Berlin-Weißensee .
Die vielfältigen Werke von Matthias Zágon Hohl-Stein sind in vielen Ausstellungen, Büchern und auch auf seiner Webseite https://www.zagon-hohl-stein.net zu bewundern.

Matthias Zágon Hohl-Steins Modell bestand auch aus einer Lichterinstallation, deren Dynamik die in dem untenstehenden Foto nicht zur Geltung kommt. Zu diesem Entwurf schreibt der Künstler:






die auf der Webseite Wir bauen einen Altar für Naturschutz und zur Bewahrung der Schöpfung. – Förderverein Dorfkirche Altkünkendorf e.V. –betterplace.org mit kleinen individuellen Texten vorgestellt wurden.

Die Jury

Die Mitglieder der Jury wurden bereits in der Ausschreibung des Kunstwettbewerbs benannt. Sie bestand aus drei Fachpreisrichter*innen, vier Sachpreisrichter*innen und einem beratenden Mitglied des Landesamtes für Denkmalschutz.

Die Mitglieder der Jury sind:

Fachpreisrichter*innen:

1. Christian Bonnet

Seit 1987 lebt der Künstler Christian Bonnet in Louisenhof bei Altkünkendorf. Hier gestaltete er nicht nur „Die schöne Gärtnerin“, die sowohl im Berliner Prater als auch schon im Goethe-Institut in Lomé in Togo gezeigt wurde, u.a. auch die „Goldene Henne“, die Helene Fischer allein acht Mal erhalten hat. Er schafft Werke, die sich nach Stefan Pohl häufig mit den Themen Schifffahrt, Fliegen und Mythen beschäftigen und damit nach Pohl auf der psychologischen Ebene als Sehnsuchtsmotive gedeutet werden können. Mit Annette Tucholke schafft er heute nicht nur Kunst, sondern betätigt sich als Galerist in der eigenen Galerie mit einem Sommer-Café direkt am Weltnaturerbe Grumsiner Forst. Jedem Wanderer des Grumsiner Forstes sei empfohlen, am Louisenhof zu verweilen, um Kaffee und Kuchen zu genießen und die die ausgestellten Kunstwerke zu bestaunen und sich im Gespräch mit Christian Bonnet und Annette Tucholke dazu auszutauschen.
Christian Bonnet wohnt seit über 30 Jahren in der Uckermark und fühlt sich sowohl mit der Landschaft als auch mit den Menschen in dieser Landschaft sehr verbunden.
Das Projektteam hat Christian Bonnet als Jurymitglied für den Altarwettbewerb nicht nur wegen seines Kunstverstandes „angeworben“, der sich in allen seinen Werken ausdrückt, die auf der Webseite von Christian Bonnet zu bewundern sind, sondern weil es von Christian Bonnet erwartete, dass er die konkreten Belange der Menschen aus der Uckermark und des Fördervereins Dorfkirche Altkünkendorf in die Jury einbringen wird und damit einen unbedingt notwendigen Beitrag leistet.

2. Jana Debrodt

Jana Debrodt ist eine in der Uckermark lebende, sehr vielseitige Künstlerin. Häufig wird sie als Bildhauerin beschrieben. Auch das ist sie, wie Werke wie Der Zipfel zeigen. Wiederum Andere bezeichnen sie als Lehrerin, da sie immer wieder Workshops für Kunstinteressierte in ihrem Atelier in Neukünkendorf anbietet, Lehraufträge, wie an der Universität der Künste in Berlin oder der Hochschule Anhalt in Dessau übernimmt, oder Kurse in der Jugendkunstschule Neukölln leitet. Doch dass Jana Debrodt auch Musikerin ist und sich somit mit dem Gestalten von Klangbildern beschäftigt, zeigt zum Beispiel ihre Performance Einstimmung. Besonders humorvoll und spielerisch sind Ihre Werke, in denen sie die darstellende Kunst mit der bildenden kombiniert, wie sie es in akustische Pfützen und stairways to heaven getan hat.

Wie Jana Debrodt diese Welten verbindet schrieb in der Vergangenheit die Märkische Oderzeitung anlässlich eines Tags der offenen Ateliers folgendermaßen. „Wie klingt es, wenn Wolken über den Himmel ziehen? Kann man über Wasser laufen? Und was wäre, wenn sich Autolärm in Meeresrauschen verwandelte oder man daraus Energie in einem Lärmkraftwerk erzeugen könnte? Für Jana Debrodt gibt es keine absurden Fragen. Die Künstlerin ist Forscherin, Tüftlerin, Technikerin und Träumerin in einem. In ihrem Neukünkendorfer Atelier zeigte sie am Wochenende den staunenden Besuchern ihre verblüffenden Kreationen wie den Klingelbeutel, das Fledermausradar oder die „äh zöttig Töpfe“. Das ist erst einmal nichts weiter, als ein alter leerer Emailletopf. Doch wenn man ihn gießt, plätschert er hörbar. Zauberei? Fast. Denn Jana Debrodt hat ihre alten Fundstücke mit moderner Computertechnik aufgepeppt. Sie verknüpft ihre ungebremste Fantasie mit Mathematik und Physik, flößt den Dingen Energie ein und gestaltet eindrucksvolle Klanginstallationen, Kunst zum Hören und Kunst als Forschung.“

Das Projektteam schätzt sich glücklich mit Jana Debrodt eine Künstlerin als Jurorin gewonnen zu haben, die mit ihren Werken die kulturelle Landschaft der Uckermark bereichert. Wir erwarteten von ihr, dass sie in das Jurorenteam den Aspekt einer Resonanz zwischen Werk und Betrachter bei der Bewertung der Werke einbringt. Denn der Altar der Dorfkirche Altkünkendorf soll bei seinen Besuchern etwas zum „Schwingen“ bringt, was ihn veranlasst, sich mit dem Thema „Gottes Schöpfung bewahren“ auseinanderzusetzen.

Wer sich mit der Vielfalt des Schaffens von Jana Debrodt befassen möchte, schaue sich diese auf ihrer Webseite (http://www.jana-debrodt.de) an.

3. Christian Uhlig

Christian Uhlig ist ein seit über dreißig Jahren in der Uckermark lebender Künstler, der vor seinem Studium eine Ausbildung als Fliesenleger und Keramikformer absolvierte. Den Angermündern ist Christian Uhlig bekannt als der Erschaffer des begehbaren Marktbrunnes vor dem Rathaus von Angermünde. Doch nicht nur dort, sondern in allen Teilen der Republik stehen seine Werke. So findet man seine Skulpturengruppe „Zeitreise“ in Wittenberge, den von ihm gestalteten thüringischen Marktbrunnen in Schmölln oder seine Skulpturen auf dem Schmollerplatz in Berlin.

Wie Christian Uhlig seine Kunstwerke anlegt, kommt am Besten in einem Zitat von ihm zum Ausdruck, das in einem Artikel des Tagesspiegels über den Angermünder Marktbrunnen zu finden ist: „Die Angermünder lieben ihren Brunnen, weil sie sich in einigen Szenen nicht selbst erkennen.“ Häufig zeichnen sich seine Werke dadurch aus, dass sie anfänglich den Erwartungen des Betrachters widersprechen, um sich dann immer mehr bei diesem einzuschmeicheln.

Das Projektteam hat mit Christian Uhlig einen Künstler im Jurorenteam, der mit seinem Blick auf das jeweilige Thema und dem darauffolgenden künstlerischem Schaffen Werke produzierte, die immer wieder zum Betrachten einladen. Wir erwarteten, dass Christian Uhlig diesen Aspekt auch bei der Beurteilung der eingereichten Werke einbringt und damit einen Beitrag leistet, dass Altkünkendorf einen Altar bekommt, der den Betrachter herausfordern, aber auch gefallen wird.

Wer sich intensiver mit den Kunstwerken von Christian Uhlig auseinandersetzen will, sei auf seine Webseite verwiesen (http://www.christian-uhlig.com/) oder besuche ihn nach Anmeldung in seinem Atelier in Angermünde, nachdem man vorab seine Werke in der Stadt bestaunt hat.

Sachpreisrichter*innen:

1. Dagmar Budnick

Dagmar Budnick begann ihre musikalische Ausbildung, mit dem achten Lebensjahr zunächst auf dem Akkordeon und wechselte später zum Klavier. Ab diesem Zeitpunkt hat sie die Welt der Musik nicht mehr verlassen. Sie lernte an der Kunst- und Musikschule Schwedt, Gesang und Klavier und studierte später in Cottbus an der Hochschule Lausitz Musikpädagogik.Ihr Gesangsstudium setzte sie im künstlerischen Gesang fort unter anderem bei Kristina Mäkki Mattila an der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ in Berlin und dem Kammersänger Eberhardt Büchner im Fermate Studio, um dort die Feinheiten des Liedes und Konzertgesanges zu vertiefen. Als Sopran-Solistin stand und steht sie auf vielen Bühnen. So hatte sie nicht nur Konzerte in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Polen und Österreich. Heute ist sie in vielfältigen Rollen in der Uckermark aktiv. So ist sie Sängerin, Musikpädagogin, Chorleiterin unter anderem für den Nationalparks Chor Criewen oder gründet Chöre wie den Chor Cantemus Penkun. Übrigens wäre Frau Dagmar Budnick, wenn sie nicht Künstlerin geworden wäre, mit großer Wahrscheinlichkeit als Landschaftspflegerin und Naturschützerin in der Uckermark aktiv. Das wäre ihr Studienfach geworden, wenn sie an den Musikhochschulen nicht angenommen worden wäre.

Das Projektteam erwartete, dass Frau Dagmar Budnick in ihrer Funktion als Jurorin des Wettbewerbs für einen künstlerischen Altar mit dem Thema „Gottes Schöpfung bewahren“ für die Dorfkirche Altkünkendorf auf Grund ihrer Ausbildung und Erfahrung in der künstlerischen Umsetzung von Stimmungsbildern darauf achten wird, ob der Altar bei dem Besucher der Kirche etwas zum „Klingen“ bringt, denn das soll das neue Kunstwerk leisten.

Wer mehr über ihre Arbeit erfahren möchte, sei auf ein Interview mit Frau Budnick hingewiesen.

2. Bernd Janowski

Wer in Brandenburg über das Land fährt, bemerkt schnell die gut erhaltenen Dorfkirchen, die die Dörfer entscheidend mitgestalten. Dass wir diese Schönheiten heute noch bewundern können, ist zu einem großen Teil dem Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. zu verdanken.

Seit Anbeginn kümmern sich der Verein und Bernd Janowski um die Förderung der Sicherung und des Erhalts der Kirchengebäude und um die Suche nach geeigneten und vor allem angemessenen Nutzungen der sakralen Bauwerke. Beispielhaft seien hier das Projekt „Musikschulen öffnen Kirchen“ und die jährliche Veröffentlichung der Publikation „Offene Kirchen“ genannt.

Die Bedeutung der Arbeit des ehemaligen Bühnentechnikers am Maxim-Gorki-Theater Berlin, späteren Architekturfotografen und jetzigen Geschäftsführers des Förderkreises zeigt sich in den vielfältigen Auszeichnungen, die Bernd Janowski erhalten hat. So wurde der Förderkreis im Jahr 2002 mit dem Denkmalpflegepreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet und Bernd Janowski erhielt im Jahr 2011 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland als Anerkennung für seinen Einsatz für die Dorfkirchen des Landes Brandenburg.

Das Projektteam für die Wettbewerbsausschreibung freut sich, mit Bernd Janowski einen ausgewiesenen Kenner der alten Kirchen Brandenburgs als Juror gewonnen zu haben, der mit seiner Kenntnis dazu beitrug, dass der gewinnende Entwurf des Wettbewerbs sich sowohl in die vorhandene Landschaft der Dorfkirchen einfügt, als auch aus diesen so herausragt, dass er die Dorfkirche Altkünkendorf gerade in Bezug auf ihre Verbindung zur Natur mit dem Thema „Gottesschöpfung bewahren“ zu einer Einzigartigen unter Besonderen werden lässt.
Wer mehr über die Arbeit von Bernd Janowski und des Förderkreises erfahren möchte, besuche die Webseite https://www.altekirchen.de/.

3. Hannes Langbein

Wer ist Hannes Langbein? Hannes Langbein ist Pfarrer der Kulturkirche St. Matthäus in Berlin, Direktor der Stiftung St. Matthäus, Präsident der Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche „Artheon“ und Redakteur der Zeitschrift „kunst und kirche“.

Wer die Interviews mit Hannes Langbein, die leider nicht mehr online verfügbar sind, im BART (http://www.bartmagazin.com/magazin/bart-nr-16/), dem Magazin für Kunst, Geist und Gegenwart, oder der TAZ liest, erkennt, dass Hannes Langbein auch in der scheinbar profansten Kunst Spuren des Religiösen findet und Verbindungslinien entdeckt, die nicht offen zutage liegen, aber dennoch an die Oberfläche kommen können. Er sieht in der Kunst die Möglichkeit, grundlegende theologische Fragen des Menschen zu vermitteln oder solche Fragestellungen zu initiieren.

Das zeigt sich auch in seinem Wirken in der Kulturkirche St. Matthäus im Berliner Kulturforum: Wer es schafft Lesungen mit der Berliner Volksbühne und dem Berliner Ensemble zu organisieren, Konzerte mit Nachwuchsmusikern der Berliner Philharmoniker zu veranstalten und Performances während des Gottesdienstes zu arrangieren oder bewirkt, dass es eine Ausstellung zum Thema Joseph Beuys als Christ in der Kirche gibt, hat ein Gespür für den Dialog Kultur und Religion.

Das Projektteam ist aus mindestens zwei Gründen hocherfreut Hannes Langbein als Juror für den Altarwettbewerb für die Dorfkirche Altkünkendorf gewonnen zu haben. Für Hannes Langbein ist häufig nicht das Kunstwerk an sich, sondern die Wechselwirkung des Kunstwerkes mit dem Raum, in dem es sich befindet, bedeutsam. Somit erwarteten wir, dass er bei der Bewertung der Modelle darauf achtet, welche Ausstrahlung der neue Altar auf den Raum in der Kirche hat. Außerdem beschäftigt ihn das Verhältnis von Kunst und Gemeinde: Seine zweite Examensarbeit hat er mit Blick auf den Künstler Joseph Beuys über das Thema „Gemeinde als ‚Soziale Plastik‘“ geschrieben. Dass Kunst immer auch die Gemeinschaft prägt, die mit ihr lebt, gehört zu den wichtigen Einsichten, die sicher auch im Juryprozess einen Aspekt bildeten.

Wer sich für das Wirken von Hannes Langbein interessiert, sei angeregt, die Kulturkirche St. Matthäus in Berlin hinter der Philharmonie zu besuchen.

4. Christhard-Georg Neubert

Christhard-Georg Neubert, der heutige Vorstandsvorsitzende der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg, hat das Altarprojekt der Dorfkirche Altkünkendorf über mehrere Jahre begleitet, beraten und bei der Wettbewerbsausschreibung entscheidend geholfen. Der ehemalige Kunstbeauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Gründungsdirektor der Stiftung St. Matthäus, Pfarrer Neubert, wollte ursprünglich Kapitän eines Schiffes werden. Doch nach einer Uhrmacherlehre und einem Studium der Theologie und Publizistik verschrieb er sich der Kunst, für die er in vielfältigen Funktionen tätig war und ist. Er gründete mit anderen die Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche, Artheon, deren Präsident er von 2012 bis 2016 war, kuratierte und kuratiert Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, fördert den Dialog zwischen Kunst und Kirche und publiziert zu diesem Themenbereich. Beispiele seiner Arbeiten sind die Artikel in der Edition St. Matthäus, der Schriftreihe der Stiftung St. Matthäus, das mit Karin Köhler veröffentliche Buch „Kirchen und Gotteshäuser in Berlin“, die auf seine Einladung entstandene Bodenskulptur ‚Stufen‘ von Micha Ullman in der St. Matthäuskirche, die Lichtinstallation von James Turrell in der Kapelle des Dorotheenstädtschen Friedhofs in Berlin oder seine mit Frizzi Krella kuratierte Rauminstallation LOST WORDS von Chiharu Shiota, beschrieben in dem Buch DEKALOG. LOST WORDS.. Wer mehr über ihn erfahren möchte, sei auf den Wikepediaeintrag Christhard-Georg Neubert und dem Interview in dem nicht-kommerziellen Sender ALEX verwiesen. In diesem spricht er über, seine Arbeit über sich und seine Aufgaben als Direktor der Stiftung St. Matthäus.

In der Zusammenarbeit mit Christhard Neubert erkannte das Projektteam, dass er, obwohl er bis heute kein Kapitän eines Schiffes ist, die Eigenschaften eines Kapitäns in sich vereinigt. Er kennt die Richtung. Er gibt Orientierung. Er leitet an und wenn ein falscher Kurs angesteuert wird, schreitet er rechtzeitig korrigierend ein.

Christhard Neubert hat das Projektteam des Altarprojektes mit der Aussage beeindruckt: „Kunst in der Kirche muss nicht nur heute wirksam sein, sondern auch noch in tausend Jahren“. Auf Grund dieser Einstellung war das Projektteam überzeugt, dass Christhard Neubert als Mitglied der Jury sicherstellt, dass der Wettbewerb für den Altkünkendorfer Altar von einem zeitlosen, dauerhaft wirkenden Entwurf gewonnen wird.

Beratendes Mitglied der Jury ohne Stimmrecht:

1. Dr. Wera Groß

Die Juror*innen des Wettbewerbs für den neuen Altar der Dorf Altkünkendorf wurden vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum beraten. Diese Aufgabe hat Frau Dr. Wera Groß übernommen, die sich freundlicherweise bereit erklärt hat, sich im Rahmen dieser Informationsreihe selbst vorzustellen. Dafür danken wir herzlich. Sie schreibt:
Ich bin seit 2001 beim Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum angestellt. Die ersten Jahre war ich im Referat Bauforschung tätig und ab 2012 habe ich, ausgelöst durch einen Personalengpass im Amt, den Wechsel zur Praktischen Denkmalpflege vollzogen.

Zuerst nur für den Landkreis Märkisch-Oderland, bin ich inzwischen als Fachreferentin auch für die Kreise Barnim und Uckermark zuständig.

Kirchenausstattungen sind in diesem Betätigungsfeld natürlich nur ein Bereich unter vielen, aber das Interesse für die Ausstattungen von protestantischen Kirchen treibt mich schon wesentlich länger um. Nach meinem Studium der Kunstgeschichte in Bonn und Reading (UK) hatte ich eine erste Anstellung am Landesdenkmalamt Rheinland. Aus dieser Tätigkeit heraus hat sich dann das Thema für meine Dissertation entwickelt.

Der Titel lautet: Protestantische Kirchenneubaten des 16. bis 18. Jahrhunderts am Niederrhein und im Bergischen Land
Darin habe ich 97 protestantische Kirchenneubauten untersucht, die im nordrheinwestfälischen, überwiegend katholischen Teil des Rheinlands, den ehemaligen Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg noch erhalten sind. Da diese Kirchen, ihrer Konfession entsprechend, wenig bis gar keine Kunstwerke enthalten, kommt ihrer hölzernen Ausstattung, Gestühl, Emporen und Prinzipalstücke, genau wie hier in Brandenburg eine besondere Bedeutung zu. Besonders ragt in dieser Hinsicht das Bergische Land heraus, in dem im 18. Jahrhundert sowohl in lutherischen als auch reformierten Kirchen aufwändige Prinzipalaufbauten und -wände, bestehend aus Abendmahlstisch, Kanzel und Orgel, geschaffen wurden.

Seit dieser Zeit betrachte ich jede Kirche bezüglich ihrer Ausstattung mit großem Interesse und deshalb habe ich mich auch gern bereit erklärt, Ihren Altarwettbewerb für die Kirche in Altkünkendorf zu begleiten.

Interessant finde ich vor allem die Herausforderung, in eine ansonsten intakte und stimmige Ausstattung des 19. Jahrhunderts einen neuen, modern gestalteten Altar, bzw. Abendmahlstisch zu integrieren. Und aus denkmalfachlicher Sicht muss ich darauf achten, dass das Denkmal als Ganzes, in diesem Fall der Innenraum mit der historischen Ausstattung, durch das neue Element nicht zu stark dominiert oder gar beeinträchtigt wird.
Der Informationstag für Bürger Altkünkendorfs am 15. August 2021

In Absprache mit dem Ortsbeirat von Altkünkendorf und der Evangelischen Kirchengemeinde wurden die von den Künstlern eingereichten Modelle mit deren Beschreibungen am 15. August 2021 in der Dorfkirche ausgestellt und konnten entsprechend der im Ortsinformationskasten ausgehängten Einladung von jedermann besichtigt werden. Es bestand Gelegenheit, zu jedem Entwurf in anonymer Form eine Meinung abzugeben, wovon mehr als 30 Mitbürger Gebrauch machten.Zu dieser Zeit mussten Veranstaltungen noch unter Vorgaben der Hygiene-Konzepte der Corona-Verordnungen stattfinden. Hier Bilder der Situation in der Kirche vor dem Beginn der Ausstellung und der Ausschilderung der Gehwege in der Kirche.

 

Die am 15.08.2021 abgegebenen Meinungsäußerungen und eine nachträglich noch eingetroffene Äußerung wurden den Jurymitgliedern und der Kirchengemeinde vor der Jurysitzung vollständig zur Kenntnis gegeben. Die Meinung wurde über folgenden Fragebogen abgefragt.

Wie zu erwarten, gab es kein einheitliches Bild. Die Reaktionen reichten von wunderbar bis zu Ablehnung. Im Folgenden wird versucht die jeweiligen Eindrücke in ihrer Bandbreite annähernd wiederzugeben.

Modell
Reaktionen

wuchtig, symbolisiert die dramatischen Veränderungen, als Altar nicht geeignet, eher Installation

schön anzusehen, Kombination mit Musik nett, Disney-World?, kitschig

klassisch, nimmt die Gegebenheiten der Landschaft auf, geerdet, kein Verkopfen

verkopfter Entwurf, unklarer Bezug zur Umgebung, Reinigung problematisch, Kombination des klassischen mit dem innovativen Ansatz
Es gab keinen klaren Favoriten. Die Tendenz war so, dass die ersten beiden Entwürfe eher kritisch gesehen wurden und die beiden anderen eher befürwortet wurden. Doch letztlich polarisierten alle Entwürfe.

Die ausgefüllten Fragebögen wurden der Jury vorgelegt, da einige Jurymitglieder darum gebeten hatten.
Die Entscheidung der Jury vom 27. August 2021

Die Jury tagte am 27. August 2021 in der Dorfkirche Altkünkendorf. 
Die Jury entschied sich mit 6 zu 1 Stimmen für Entwurf der Münchner Künstlerin Sabine Straub 

und begründete dies folgendermaßen:
Die Jury überzeugte insbesondere die Klarheit und Konzentration sowie die Kontextsensibilität des Entwurfs, der mit der Form des Hexagons an bauliche Details des Kirchenraums (Form der Bodenziegel, vieleckige Struktur der Apsis) und durch die Wahl des Materials (Stampflehm, Erde, Kiesel, Sand aus der Umgebung) an die unmittelbare Umgebung des Kirchenraums anknüpft. Das verwendete Material – Lehm als „Urmaterial“ – verbindet sich als nachhaltiges und beständiges Naturmaterial zugleich auf einleuchtende Weise mit dem Wettbewerbsthema „Bewahrung der Schöpfung“ und lässt in der konkreten Gestaltung eine vielschichtige Farbigkeit erwarten, die darüber hinaus an die eiszeitlich bedingten Schichtungen des Erdreichs der umliegenden Landschaft erinnert. Es ist zudem zu erwarten, dass die Feuchte regulierende Fähigkeit des Lehmmaterials dem Raumklima zugute kommt. Durch einen unsichtbaren Sockel wirkt der „erdenschwere“ Corpus zugleich leicht und schwebend. Seine Platzierung im Raum lässt außerdem den alten Standort des ursprünglichen Altars weiterhin erkennen, so dass ein Zeitbezug zwischen damals und heute angedeutet wird.
Den konkreten Ablauf der Jurysitzung können Interessierte im Protokoll der Sitzung nachlesen.
Die Umsetzung

Nachdem die Jury zu einer Entscheidung gekommen waren die nächsten Schritte u.a. alle Beteiligten zu informieren, die Finanzierung sicher zu stellen, einen Vertrag mit der Künstlerin abschließen, den Altar von der Künstlerin zu erschaffen und ihn in der Dorfkirche aufstellen.

Finanzierung

Der Förderverein hatte von Anbeginn geplant, dass der Altar, der in der Zwischenzeit den Namen „Schöpfungsaltar“ erhalten hatte, allein durch Spenden und Fördermittel für Kunstprojekte finanziert werden sollte.
So wurde über die Presse informiert, um Spender zu erreichen, die nicht unmittelbar bei einem Besuch der Kirche angesprochen werden konnten. Eine Crowdfundingplattform wurde genutzt und eine Spendenbox wurde am Tor zum Kirchhof angebracht.


Die Reaktion war bemerkenswert. So gab es viele Besucher von Altkünkendorf und dem Welterbe Grumsin, die überrascht von der Idee, an dem Projekt sehr interessiert waren und dann immer wieder spendeten. Dieses waren in der Regel kleinere zweistellige Beträge, die sich aber mit der Zeit aufsummierten. Dann gab es einzelne Spender die 1000,- € und mehr gaben, bei denen wir uns gerne öffentlich bedanken möchten, die aber selber auf Anonymität Wert legen.
Dabei hatte eine Spende über 1000,- € eine besondere Bedeutung für das Projektteam, da sie von einem Spender gegeben wurde, als das Projekt noch in seinen Kinderschuhen steckte und überhaupt nicht absehbar war, dass wir die ca. 30.000,- €, die für die gesamte Finanzierung des Projektes notwendig waren, zusammen bringen würden. Doch diese Spende zu Beginn motivierte den Förderverein Dorfkirche e.V. zusätzlich und stärkte die Zuversicht, dass das Altarprojekt zu schaffen sei.
Das Spendenvolumen war dann im Jahr 2021 groß genug, dass der Förderverein einen Förderantrag beim Landkreis Uckermark stellte. Jetzt hing es nur noch von der Bewilligung des Landkreises ab, ob wir mit der Realisierung des „Schöpfungsaltars“ beginnen konnten oder nicht. Der Kulturausschuss des Landkreises prüfte die eingereichten Unterlagen und war dann so von dem Projekt überzeugt, dass er einer Förderung von 10.000,- € zustimmte. Die Freude war groß. Am Eingangstor des Kirchangers wird folgendes Schild angebracht.


Damit ist es in der Kombination von vielen Einzelspender und der Förderung des Landkreises Uckermark gelungen, das Altarprojekt zu finanzieren.

Vorbereitende Maßnahmen

Ein besonderer Aspekt des Kunstwerkes von Frau Straub besteht darin, dass es so produziert wurde, dass Erde direkt aus der unmittelbaren Umgebung Altkünkendorfs in den Altar eingebracht werden konnte. Es war also möglich, den Altar aus der Uckermärkischen Erde „wachsen“ zu lassen. Dies alles musste vor der eigentlichen Produktion berücksichtigt werden.
Planung
Die Planung für das Kunstobjekt war mit der Angebotsabgabe von Frau Sabine Straub abgeschlossen. Es gab einen Erläuterungstext von Sabine Straub und eine technische Zeichnung, die Grundlage für die Abstimmung mit dem Baubeauftragen des Kirchenkreises war.

Für die eigentliche Produktion musste noch Material aus der Umgebung Altkünkendorfs gefunden werden. Zuerst dachte das Projektteam, man könne einfach irgendwo einige Schippen ausgraben und die so gesammelte Erde nutzen. Doch so einfach war es nicht. Die Firma Lehm Tone Erde aus Österreich, die nach den Plänen von Frau Straub den Altar produzieren sollte, hatte konkrete Anforderungen, die nur mit der Hilfe der Kiesgrube Althüttendorf erfüllt werden konnte. Die Kiesgrube Althüttendorf war so freundlich, das benötigte Material zu spenden. So begaben sich Frau Straub und der Initiator des Altarprojektes, Hans-Jürgen Bewer, in die Grube, um das benötigte Material zu sammeln.

   

Apsis

Allen Beteiligten des Projektes war schon zu Beginn deutlich, dass unabhängig vom neuen Altar an der Restaurierung eines Teils der Apsis gearbeitet werden musste. Im folgenden Bild sieht man einen Teil der Schäden an der Wand in der Apsis, die den Eindruck des neuen Altar beeinflußt hätten, wenn sie nicht beseitigt worden wären. 
 
Durch die Mithilfe von Heino Musolf aus Altkünkendorf und der Malerfirma Hübner aus Britz wurde das Problem gelöst. Die Apsis war bereit, den Altar zu empfangen.

Produktion

Produziert wurde der Altar in der Firma Lehm Ton Erde, die von Martin Rauch geleitet wird, der 2022 als einer von 5 Personen mit dem Global Award for Sustainable Architecture ausgezeichnet wurde.


Dort wurde zuerst die Schalung vorbereitet
,
um dann in diese die notwendige Lehm-Ton-Mischung vermengt mit den in der Uckermark gesammelten Steinen und von Sabine Straub vorbereiteten Pigmentzusätzen einzufüllen und festzustampfen.

Nach weiteren Prozessschritten, wie z.B. das Schleifen der Oberfläche ,
kam dann der Zeitpunkt, die Schalung zu entfernen und das Ergebnis zu betrachten. 

Heraus kam dann das fertige aber noch feuchte Werk, der Schöpfungsaltar


mit einer wunderbaren Oberfläche.
Anlieferung des Altars

Nachdem der Schöpfungsaltar von der Firma Lehm Ton Erde in Schlins unter der Anleitung der Künstlerin Frau Sabine Straub produziert war, musste er „nur noch“ nach Altkünkendorf gebracht und aufgestellt werden. Dies geschah am 28.02.23. Freundlicherweise hatten sich mehrere Bürger bereit erklärt, bei dem Abladen und Aufstellen des Schöpfungsaltar zu helfen. So brachte Jörg Steinert die Expertise ein, schwere Kunstobjekte wie die Skulpturen der Glaziale 2020 zu handhaben, und stellte die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung. Detlef Kirchner aus Altkünkendorf war bereit, mit seinem Gabelstapler den Transport vom LKW bis zum Kircheneingang zu übernehmen und Ulrich Pöschel wollte überall dort einspringen, wo eine starke Hand fehlte. Dann gab es viele, die sich bereit erklärt hatten, die Arbeit aus der Nähe zu beobachten.
27.02.23
An diesem Tag wurden die Vorbereitungen getroffen, damit der Altar in der Dorfkirche Altkünkendendorf überhaupt an seinen Bestimmungsort gebracht werden konnte.
So wurde von Jörg Steinert ein „Kran“ mit einen Flaschenzug installiert
,
damit die Stufe vom Kirchenschiff in die Apsis überwunden werden konnte. An verschiedenen Stellen, wie dem Eingang in die Kirche oder wie hier an der Tür zum Kirchenschiff

wurden Rampen ausgelegt, damit der Altar vom Eingang zur Apsis transportiert werden konnte.
Am Ende des Tages waren die Vorbereitungen abgeschlossen und alle hofften, dass der LKW mit dem Schöpfungsaltar wie geplant zwischen 09:00 und 09:30 Uhr in Altkünkendorf ankommen würde.

28.02.23
Bisher war alles in diesem Projekt nach Plan verlaufen. Arbeiten wurden rechtzeitig abgeschlossen. Vereinbarte Termine waren gehalten worden. Sollte es so weiter gehen? Nicht so ganz.
Durch einen Anruf bei dem Fahrer des LKW wurde klar, er wird erst zwischen 12:00 und 13:00 Uhr in Altkünkendorf eintreffen. Dies verursachte ein Problem. Detlef Kirchner konnte mit seinem Gabelstapler nur bis 12:00 Uhr und dann wieder ab 16:00 Uhr bereit stehen.
Es wurde überlegt bis 16:00 Uhr zu warten und dann erst dann mit dem Abladen zu beginnen oder sich anderweitige Unterstützung zu suchen. Ein Abladen erst um 16:00 Uhr hätte bedeutet, dass viele Arbeiten in der Kirche bei sehr schlechtem Licht durchzuführen wären. Deshalb wurde versucht, eine andere Lösung zu finden, was dann gelang. Es war möglich, den Angermünder Bauhof einzubinden, der spontan einen LKW mit Kran zur Verfügung stellen konnte, um den Schöpfungsaltar vom LKW zur Kirche zu transportieren.
Gelöst werden musste auch, dass sich Frau Dr. Groß und Frau Zeiger vom Land- und Landkreisdenkmalamt auf 9:30 Uhr eingestellt waren, um vor Ort festzulegen, wo genau der Altar in der als Denkmal geschützten Kirche stehen sollte. Auch Frau Dr. Groß und Frau Zeiger hatten Anschlusstermine und konnten nicht warten. Was war ohne Altar zu tun? Glücklicherweise hatte Sabine Straub schon vor einigen Monaten ein 1:1-Modell des Altars zur Verfügung gestellt, mit dem zumindest die räumliche Wirkung des Altars dargestellt worden konnte. So wurde, wie dieses Foto zeigt,

das Modell genutzt, um den richtigen Platz zu finden. Nachdem verschiedenen Varianten getestet wurden, war der Platz gefunden.
Um 12:30 Uhr war der LKW dann da.

Es wurde ab- und aufgeladen.



Nachdem einige „kleinere“ Schwierigkeiten beim Abladen des Altars und Entfernen der „Verpackung“ zu meistern waren, konnte er in die Kirche geschoben werden.

Dort wurde er dann mit dem „Kran“ über die Stufe zur Apsis gehoben

und an der am Vormittag festgelegten Stelle aufgestellt


und genau justiert
.
Jetzt stand er dort, wo der Schöpfungsaltar hin sollte in der Dorfkirche Altkünkendorf.

Da die Schenkung des Schöpfungsaltar vom Förderverein Dorfkirche Altkünkendorf an die evangelische Gemeinde St. Marien erst für den 10.04.2023 geplant war, musste er nun jedoch, nachdem er sehr sorgfältig verpackt, mit großem Aufwand von Österreich nach Altkünkendorf geliefert und mit Mühen in der Kirche aufgestellt worden war, noch einmal „geschützt“ werden. Was dann auch geschah. Der Altar stand am Abend des letzten Februartages so

in der Kirche.
Festgottesdienst mit Altarübergabe am 10.04.2023

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